Johann Christoph Maier (Pfarrer in Neuweiler von 1795-1805)

Maiers Blick auf Venedig

Pfarrer Johann Christoph Maier war von 1795 bis 1805 ein außergewöhnlicher Pfarrer in Neuweiler. Geboren wurde er am 10. Februar 1757 in Gochsheim/Kraich. Als begabtes Kind kam er an die Klosterschule Maulbronn (1771-1772) und studierte Evang. Theologie in Tübingen (1773-1777). Anschließend wurde er Vikar und Pfarrverweser an verschiedenen Orten, unter anderem in Königsbach und Gochsheim, seinem Geburtsort. Dort verfasste er 1780 sein schriftstellerisches Erstlingswerk, einen "Versuch einer Geschichte der Kreuzzüge".

 

Nach einer intensiven Predigtreise durch den Schwarzwald 1782 veröffentlichte er 1783 "Fünf Predigten zur Beförderung der Tugend und Gottseligkeit". Danach machte er seinen Traum wahr. Von Ostern 1783-1785 bereiste er Venedig, in Absicht, eine Art Stadtbeschreibung oder Reiseführer zu schreiben. Sein Geld verdiente er dort als Hofmeister (Privatlehrer). Besonders begeistert war er von der venezianischen Musik.

 

Anschließend an seine Zeit in Venedig veröffentlichte Maier vier weitere Predigten: "Auch ein Scherfchen auf dem Altar der Tugend und Gottseligkeit" (1785) und zwischen 1787 und 1791 seine drei Bände der Beschreibung Venedigs, er arbeitete als Journalist für das Straßburger "Neue Magazin für Frauenzimmer" und als Übersetzter von italienischer Reise-, Naturwissenschafts-, und Geschichtsliteratur, z. B. der „Briefe des Herrn Abbts Spallanzani  … über die organische und unterirdische Elektrizität“ oder von Giovanni Maritis „Abhandlungen über den Cypern-Wein“ . Auch als Theater-Autor versuchte der Theologe sein Glück und verfasste die Tragödie "Gertrude, Königin von Aragonien."

 

Nach einem kurzen Aufenthalt in Frankfurt am Main siedelte Maier nach Karlsruhe über, wo er 1792-1795 lebte und seine "Allgemeine Weltgeschichte zur Unterhaltung für Liebhaber und Ungelehrte" begann, ein vierbändiges Werk, dass er 1799 in Neuweiler abschließen sollte. Er lebte in den Jahren vor Neuweiler weitgehend von seiner Schriftstellerei und gab eine erweiterte Neuausgabe seiner Beschreibung von Venedig heraus, deren ersten beide Bände 1795 herauskamen.

 

1795 wurde Maier Pfarrer in Neuweiler. Er heiratete am 15. Mai 1995 Luise Friederike Kazner (*22.10.1722). In ihrer Neuweiler Zeit wurden ihnen drei Kinder geboren: das erste starb 1796 gleich nach der Geburt, Luise Auguste wurde 1797 geboren und starb 1800. Im selben Jahr wurde Ihnen Eberhardine Luise Friederike geboren.

 

Maier, seit Venedig kulturell verwöhnt,  machte sich wegen der Einführung eines neuen Gesangbuches unbeliebt. Die Gemeinde stellte sich stur: Sieben Jahre nach seinem Amtsantritt waren erst zwei Melodien in der Gemeinde geläufig geworden. Dafür gewann der hochgelehrt predigende Pfarrer die Herzen der Menschen, als er ihnen einerseits Anstand beibrachte (beim Beten im Gottesdienst wird gestanden), andererseits aber neue Freiheiten zugestand (er warb die Frauen für ein Besuchen der Gottesdienste ohne Kopftuch).

 

Das Schießen und Ballern zu Taufen, Hochzeiten und in der Neujahrsnacht stellte er auf Geheiß des Dekans mit der Autorität eines Kanzelwortes unter Strafe. Die so fälligen Buß-Zahlungen wurden nunmehr für die Bezahlung des Lehrers eingesetzt: Der völlig unmusikalische Dorflehrer zog jedes Jahr singend und grölend von Ortsteil zu Ortsteil, um sich einen angemessenen Lohn zu erbetteln. Es müsse doch möglich sein, ihm so viel Geld zu zahlen, dass er das nicht mehr nötig habe, so Maier. Als es aber darum ging, dem Lehrer neben den Bußgeldern fürs Schießen nach den Gottesdiensten auch seitens der Kirche mehr Geld zu geben, stellte sich Maier stur.

 

In Neuweiler begann Maier ein siebenbändiges Werk über die französische Revolution, seine "Geschichte des französischen Revolutionskrieges". Der erste Band erschien 1804. 1805 wurde Maier Stadtpfarrer in Neuenbürg. Der letzte Revolutionsband erschien 1809. Kurz darauf starb Maier in Neuenbürg.

 

Literatur:

Johann Jacob Gradmannn, Das gelehrte Schwaben 1802, 351f

Georg Christoph Hamberger, Das gelehrte Teutschland, 1796ff, Bd 5,17 

Michael Talbot, The Pietà as seen by Johann Christoph Maier (1795), in: Studi Vivaldiani, Annual review of the Istituto Italiano Antonio Vivaldi, New series no. 4, Editore S.P.E.S., Florence 2004